Aus Räumlichkeit und Umgang folgt Veränderlichkeit

Die Räumlichkeit von Hierseiendem ist veränderlich. (Kein Wunder: Auch das Hiersein bezüglich seines bloßen Hier ist veränderlich, weil es im Verschwinden zum Dasein wird.)

Doch wann ist die Veränderung zweier Hierseiender groß genug, um sie nicht mehr als zwei Teile eines einzigen Hierseienden zu betrachten, sondern als zwei unabhängige Hierseiende? Dies wirst du innerhalb des Hier und Jetzt nur willkürlich festlegen und durch Umgang feststellen können. Im Da jedoch wirst du dies nur willkürlich festlegen können.

Du kannst hinausgehen und Umgang mit den Weiden pflegen, indem du sie aus der Nähe und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtest sowie mit den Fingern daran entlangfährst. Dabei wirst du vielleicht feststellen, dass Äste, die du als jenem Stamm zugehörig betrachtet hast, tatsächlich ein Teil eines anderen sind. Wenn du den Boden aufwühlst, wirst du vielleicht feststellen, dass beide Stämme die oberen Teile ein und derselben Wurzel sind.

Der Schmetterling dagegen ist kein Teil eines Ganzen, das anderswo einen Wirbelsturm hervorbringt. Du musst ihn als Daseiendes dazu machen. Der Schmetterling vor deinen Augen ist im windstillen Hier und Jetzt ein Hierseiendes, nach dem du ein Daseiendes hervorbringst, das daseiender Teil eines Daseienden ist, welches einen daseienden Wirbelsturm hervorbringt. Wenn du ihn in einem Hier und Jetzt aufspürst, wird der Wirbelsturm, den du als scheinbare Folge des Flügelschlags eines Schmetterlings erlebst, als Hierseiendes nicht der daseiende Teil des Daseienden sein, das du hervorgebracht hast.

Weil das Hierseiende in seinem Hiersein von dir abhängig ist, ist auch seine veränderliche Räumlichkeit von dir abhängig, genauer: von deinem Umgang mit dem Hierseienden.

Ohne Veränderlichkeit ist kein Umgang möglich. Da du jedoch Umgang mit Hierseiendem und Daseiendem pflegst, muss beides in seinem jeweiligen Sein veränderlich sein. Es gibt nur Hiersein und Dasein. Das Sein ist. Somit gibt es Veränderlichkeit.

Veränderlichkeit ist die Eigenschaft von Seiendem, von dir für ein und dasselbe Seiende gehalten zu werden, auch wenn es eine andere Räumlichkeit besitzt. Eine andere Räumlichkeit kann es nur durch Umgang mit gleichartig Seiendem annehmen. (Wirklich nur mit gleichartig Seiendem?)

Dies ist ein Zirkelschluss.

Du siehst, wie die Katze das Ufer entlangläuft. Die Katze läuft das Ufer entlang und du siehst es. Wenn die Katze das Ufer entlangliefe, ohne dass du es siehst, würde sie sich in ihrer Räumlichkeit als Daseiendes verändern. Daraus folgt jedoch nur scheinbar, dass die Veränderung dem Umgang vorangeht: Damit ein Daseiendes seine Räumlichkeit verändern kann, braucht es dich, um überhaupt Daseiendes zu sein, und du bist es dann, der im Umgang mit diesem Daseienden seine Räumlichkeit verändert. Somit geht der Umgang der Veränderlichkeit voran und bedingt diese.

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