Neulich hast du die Kinderchen eine Erörterung über soziale Netzwerke schreiben lassen. Was ist daran praktisch, was kann ein Nachteil sein, wie geht man am besten damit um usw. Dein medienpädagogischer Auftrag soll sich schließlich nicht darin erschöpfen, in der Zigarettenpause mit den Kinderchen über die neuesten Ballerspiele zu diskutieren und zum tausendsten Mal zu erklären, dass du keinen Fernseher hast, weil du keinen brauchst, und kein DSL, obwohl du welches bräuchtest.
Abgesehen davon, dass du tatsächlich zum ersten Mal eine Arbeit mit „ungenügend“ bewerten musstest, weil (deutlich) weniger als 25 Prozent der möglichen Punkte erreicht wurden (und keine Anstrengung erkennbar war, es wenigstens zu versuchen), hat sich beim Korrigieren gezeigt, dass die soziale Kluft sich auch durch die Netzwerke zieht.
Keines der Kinderchen ist bei Facebook registriert, bei StudiVZ ja ohnehin nicht. Es ist, als hätten sie sich schon lange vorher den Leitspruch zu Herzen genommen, den du immer bringst, wenn sie über „Lehrer“ oder „Schule“ klagen: „Dies ist keine Schule, sondern ein Prüfungsvorbereitungskurs, Sie sind keine Schüler, sondern Teilnehmer und ich bin kein Lehrer, sondern Volkshochschuldozent!“
Konsequent, dass auch niemand von den Jungs (und paar Mädels) SchülerVZ benutzt, sondern alle bei MeinVZ oder Knuddels sind, während niemand in deinem durchweg akademisch geprägten Bekanntenkreis bei diesen, nuja: Unterschicht-Netzwerken registriert ist.