Frühaufsteher

Mit jedem Jahr deines wiedergewonnenen Landlebens wächst deine Ungeduld mit dem Winter. Nicht nur du wirst langsam rammdösig davon, immer nur mit Händen an der Heizung in den winterkahlen Garten rausgucken zu müssen. Alles hier scharrt schon mit den Füßen.
In deiner gärtnerischen Unterforderung hast du dir sogar schon massenhaft Gartenkresse auf der Fensterbank gezogen, damit überhaupt mal wieder etwas wächst und heimisches Grün in den hausgemachten Kartoffelsalat gerührt werden kann.
Trauni erhebt sich immer öfter von ihrem Ausguck mit Sitzkissen und testet die Temperaturen draußen. Sie sind immer noch sehr unkätzisch, obschon seit anderthalb Monaten die Sonne jeden Tag zwei Minuten länger scheint.

Ungeduld auch draußen: Vor zwei Wochen bereits stromerte der erste Igel durchs Unterholz und du hast dich gefragt, ob er nicht viel zu früh dran ist. Schließlich lag hier vor einem Jahr so viel Schnee, dass du dir bzw. den hiesigen halbwilden Kleintieren ein Iglu bauen konntest und sogar die Trecker in den Schneewehen vorm Haus steckenblieben.
Nach der täglichen Apfelverputzung schmeißt du den Griepsch und herausgeflexte faulige Stellen stets nach draußen, damit die Vögel zu ihren Körnern auch etwas Vitamin C abkriegen. So ein Stück Apfel hat sich auch das Igelchen nicht entgehen lassen.

Wie groß nun also deine Begeisterung, in den trostlosen Überresten des letzten Herbstes die ersten Schneeglöckchen entdeckt zu haben!

Es wird also, es wird – auch wenn der aufgetaute Boden wie zum Hohn der Ungeduld bei jedem Schritt unter den Füßen schmatzt und dir der Frost noch immer an den Fingern nagt.

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