Sprache und Kleidung haben gemeinsam, sich nicht in ihrem bloßen Zweck zu erschöpfen. So, wie die Klamotten nicht bloß die hierzulande verpönte Nacktheit verhindern und die Unbill der Witterung mildern, sind auch alle Äußerungen nicht bloß sachliche Hinweise auf dies und das. Beide sagen auch immer etwas über den aus, der sie verwendet (was im Übrigen ebenso für das Verkehrsmittel und das Innendekor gilt).
Ungerecht wäre die Klage, die Verkommenheit der Jugend von heute zeige sich an der Diskrepanz der Sorgfalt, die das Jungvolk seinem Kleidungsstil widmet, zu derjenigen, die sie bei ihrem Sprachgebrauch walten lässt. Denn bei den Erwachsenen sieht es ja nicht besser aus. Niemand bzw. kaum jemand käme auf die Idee, draußen in einer Nazi-Uniform herumzulaufen, und doch schwätzen dieselben Leute im übelsten Jargon eines AfD-Hinterbänklers daher, nur um sich dann vom Tugendterrorismus geknechtet zu geben, wenn man ihnen Sternbergers „Wörterbuch des Unmenschen“ als Lektüre für die stillen Tage empfiehlt.