Kollege Helming braucht kein Foursquare

Letzte Woche war der gute Kollege Helming dann mal weg. Wandern um den Bodensee. Über den Reisefortschritt hielt er dich nahezu in Echtzeit auf dem Laufenden, indem er von jeder Station aus eine Postkarte abschickte.

Kollege Helming schreibt täglich vom Bodensee.
Kollege Helming schreibt täglich vom Bodensee.

Abgesehen von den Irritationen, die es dem Postboten bereitet haben mag, dir drei Tage in Folge bündelweise Postkarten mit der gleichen Handschrift hinter den Deich zu bringen, stellt sich die drängende Frage: Ist es nun besser, alle paar Stunden eine Postkarte aufzugeben, als das iPhone an alle Facebook-Freunde melden zu lassen, man habe gerade den-und-den Starbuck’s betreten?

Die kurze Antwort lautet: ja. Zwei Begründungen – die eine kurz, die andere lang und einer Vorbereitung bedürftig:
(1) Stil.
(2) Die Postkarte gaukelt – anders als die zeitgemäße Dauerkonnektivität oder Scheißtelephon – kein Hiersein vor; sie ist, wie die E-Mail, aber mehr noch wie der Brief ontologisch ehrlich. Ihr Hiersein bekräftigt das Dasein des Verfassers (siehe Wörterbuch). Du wirst die Tage darauf zurückkommen müssen.

Der Postbote ist genervt bis irritiert.
Der Postbote ist genervt bis irritiert.

Der gute Kollege jedenfalls hat auf seiner Wanderung manchen genius loci aufgescheucht und an den Hammelbeinen zu packen bekommen. Wie man liest, ist auf der mehrtägigen Wanderung genug Material entstanden, um die nächsten Lichtwolf-Ausgaben zu bestücken. Im Sommer heißt das Titelthema „Urlaub“, klar: Da kann der Helming den Couchkartoffeln was übers Wandern erzählen. Im Herbst geht es um Sprache, dafür ist er zu Mauthner gepilgert; zum Thema „Nacht“ im Winter wird er wohl den gleichfalls am Bodensee heimischen Mesmer (nicht der mit dem Tee!) befragen können.
Übrigens ist gestern von erwähntem guten Kollegen ein schönes, neues Büchlein über vier vergessene Schriftsteller bei catware.net erschienen.
Und du hast darin dieses Mal so richtig tolle Rechtschreibfehler übersehen. (S. 39, unten: „Kammeraden“; super!)

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