Ende 2008 hast du den schönen, schweren Scheißkellnerberuf drangegeben und dem Finanzamt gesagt, du seist fortan freiberuflicher Lektor. Damals hast du die Künstlersozialkasse gefragt, ob du dich bei ihnen versichern musst/kannst – oder alle paar Monate einen neuen Kredit aufnehmen musst, um eine private Krankenversicherung bezahlen zu können.
Also Formulare ausgefüllt, den Bescheid abgewartet und seither nicht einen Euro an irgendeine Krankenversicherung gezahlt („abgeführt“). Da neuerdings eine gesetzliche Pflicht zur KV herrscht, hast du dich seither gewundert, ob du irgendwie durch’s Raster geglitscht bist und dich jetzt ebenso fröhlich wie unsolidarisch deiner Gesundheit erfreuen darfst/musst.
Heute nun stellt sich heraus, dass du die ganzen letzten Monate hindurch versichert warst. Die KSK hat dir einen kryptischen Brief geschrieben, den du wohl so zu verstehen hast: Du bist über die KSK bei deiner alten Krankenversicherung untergebracht – und musst nun knapp 800 Euro Beiträge für die letzten Monate nachzahlen. Diese Rechnung hast du überraschend gefasst, sogar gut gelaunt aufgenommen: Du hattest dich mental und finanziell nämlich genau darauf vorbereitet, weil in Deutschland niemand durch Raster glitscht, solange es ums Geldzahlen geht.
Euphorisch bist du dennoch nicht geworden: 800 Euro – und dafür seit einem Jahr sogar die geringste Erkältung unterdrückt?!
Andererseits: 800 Euro – und dafür bist du jetzt zumindest versicherungstechnisch Künstler („Sie gehören zum Personenkreis der selbständigen Künstler und Publizisten im Sinne des Künstlersozialversicherungsgesetzes (KSVG).“).
Wie so üblich im Kapitalismus muss man immer erst kräftig Eintritt löhnen, um mitspielen zu dürfen.