„Wahlen“ im Iran

Ahmadi-Nezhad hat seine Anhänger in der iranischen Unterschicht, die dank der Politik des Regimes immer weiter wächst. Nachdem er im Sommer 2005 zum Präsidenten Irans gewählt wurde, stimmten dir viele Iraner zu, als du von diesem doch überraschenden Wahlergebnis sprachst: Ja, sie seien ebenfalls ziemlich überrascht gewesen. Du erinnerst dich an eine Diskussion kurz nach Ahmadi-Nezhads Amtsantritt: Jeder war gespannt, was sich nun ändern würde, da der Präsidentenposten erstmals seit Jahrzehnten nicht mit einem Kleriker besetzt worden ist.
Vier Jahre später wissen wir, dass ein Laie in müffelnder Windjacke ein noch schlimmerer Fanatiker ist als die Mullahs, die trotz oder vielmehr wegen ihres Geschäftsssinns und Machtinstinkts zumindest an der Ratio orientierte Politiker abgeben. Ahmadi-Nezhads erste Amtszeit hat die frustrierten Reformer mobilisiert und ihre Anhänger in Scharen zur Wahlurne getrieben. Insofern war das verkündete Ergebnis der kürzlichen Präsidentschaftswahlen keine Überraschung mehr, sondern offener Betrug; der zudem dermaßen unverhältnismäßig war, dass sich in den Zahlen der Hochmut von Ahmadi-Nezhad und seinen Revolutionswächtern verrät.

Seit der Wahl grübelst du nun, was du machen könntest. Du würdest gerne hinfahren – nur kämest du rechtzeitig zurück, um dich um den Lichtwolf zu kümmern? Und wäre es nicht verhängnisvoll für die, die du besuchen willst, wenn sie in diesen Tagen Besuch aus dem Westen bekämen? Die gleiche Überlegung hält dich von unterstützenden E-Mails ab und es ist völlig richtig von Obama, sich in Zurückhaltung zu üben, um es den demonstrierenden Iranern nicht noch schwerer zu machen.
Und was wäre, wenn sie das verlogene Pack vom Thron stürzen könnten? Würden dann nicht arbeitslose Basidschi das Land mit Selbstmordanschlägen terrorisieren?

Die Iranerinnen sind ohnehin schön. In diesen Tagen werden sie noch schöner – nun, da ihr Haar aus religiösen Gründen verdeckt ist und ihr Gesicht aus polizeitaktischen Gründen, und aus ihren Augen Mut, Entschlossenheit und die Würde des revoltierenden Menschen sprühen.

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