Thomas Rentsch endet seinen Beitrag „Zeitlichkeit und Alltäglichkeit“ im von ihm herausgegebenen Sammelband „Martin Heidegger: Sein und Zeit“ (Gruyter 2015) mit einem interessanten Desideratum an alle, die mit Fundamentalontologie weitermachen wollen.
Er sieht in Heideggers späterer Fokussierung auf das Ereignis und die Sprache einen Hinweis, die Daseinsanalytik auf eine „kritische Hermeneutik unserer Alltagssprache und der damit verbundenen Lebenspraxis weiterzuführen.“ (S. 215) Das lädt dazu ein, parallel zu „Sein und Zeit“ die „Philosophischen Untersuchungen“ zur Hand zu nehmen, und das ist kein Wunder: Rentsch gehörte in den 1980ern zu den Ersten, die in Deutschland über das Verhältnis der Philosophien von Heidegger und Wittgenstein publizierten.
Für Rentsch sind Dasein und Mitsein, Zeitlichkeit, Räumlichkeit und Leiblichkeit, Eigentlichkeit und Uneigentlichkeit gleich ursprünglich und wenn überhaupt nur graduell voneinander geschieden, außerdem sind Rede und sprachliche Erschlossenheit von besonderer Bedeutung, um der Komplexität unseres In-der-Welt-seins – dessen Analytik nicht hierarchisch, sondern parallel und selbstreflexiv angelegt sein sollte – gerecht zu werden und um daraus ethische Implikationen zu ziehen.