News of the Vogelworld

Mit dieser Anspielung auf ein britisches Revolverblatt, das nun keineswegs am eigenen Dreck erstickt ist, sondern wegen empörungsbedingt ausbleibender Leser und Anzeigenkunden versenkt wird, seien einige ornithologische Begebenheiten rapportiert.
Die Lokalzeitung informierte dich diese Woche über zweierlei. Zum einen ist im Watt ein Austernfischer entdeckt worden, dessen Alter der Beringung nach auf mindestens 27 Jahre geschätzt wird. Respekt! (Indes weiß die Wikipedia auch von einem 44-jährigen Austernfischer.) Über das Alter des Austernfischers, der hinten im Weiher zu Tode gekommen ist, kannst du nichts sagen – ebenso wenig über die Todesursache. Womöglich ist er beim Sturm mit den Weiden kollidiert; er könnte aber auch einem anderen Tier zum Opfer gefallen sein. Besonders Nachbarkatze Sophie wäre das zuzutrauen, schließlich hat sie auch schon einen flüchtenden Hasen über den Deich verfolgt.
Zum anderen berichtet die Lokalzeitung von einer Graugans, die vorige Woche mehrfach Wattwanderungen begleitet haben soll: meist per pedes, aber auch schwimmend und fliegend, um wieder an die Zweibeinergruppe anzuschließen. Sogar ein Photo war dabei, auf dem die Graugans neben dem lachenden Wattführer durch den Schlick marschiert. Herzallerliebst!

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Mindestens ein hiesiges Amselpärchen hat sich einen Kuckuck eingefangen. Der Anblick lässt dich jedes Mal die Faust in der Tasche ballen. Man meint, bei Amseldame und -herr schon Ringe unter den Augen zu sehen, wenn sie unermüdlich Würmer und Beeren in den feisten Kuckuck hineingabeln, der ihnen stumm fordernd überall hin nachstelzt und von ihnen für den einzigen Überlebenden des Geleges gehalten wird, obschon er fast so groß ist wie die Amselmama. Der Kuckuck ist das miese Schwein der Vogelwelt.

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Ganz leibhaftig in den hiesigen Baumkronen hocken (irgendwo) die Waldohreulen. Die finden hier ja paradiesische Bedingungen: Viele Felder, über die sie des Nachts geräuschlos hinweggleiten und Kleinvieh suchen können, und dazwischen viele Waldinseln, in denen sich der Tag verbringen – oder der Nachwuchs parken lässt. Der machte sich auch letztes Jahr im Juli nächtens bemerkbar. Die „Ästlinge“ der Waldohreule hocken dann in Baumkronen (hier mitunter auch auf dem Dach) und geben bis in den frühen Morgen schrille Positionsmeldungen an ihre Erziehungsberechtigten ab: „Hieh! … Hieh!“
Du willst dich gar nicht darüber beschweren, schließlich ist es gut zu wissen, dass sich draußen jemand um die von den Katzen verschmähten Spitzmäuse kümmert. Was du dann in der Wikipedia über das Paarungsverhalten der Waldohreule liest… Also, wenn Liebesromane irgendwie ähnlich verfasst sind wie das, dann bist du mit dem Genre versöhnt:

Das Männchen lässt sich mit V-förmig steil gehobenen Flügeln zu diesem Platz gleiten, lockt mit leisen „huh“- oder „bu.bu.bu“-Silben und dreht sich in steif vorgebeugter Haltung gegen das Weibchen: die Federohren sind aufgerichtet (Bocksgesicht), die Flügel werden über Rückenniveau angehoben, letztlich „winkend“ auf- und abgeführt; die Eule streckt sich zuletzt in den Fersen zu einer merkwürdigen Buckelhaltung. Mitunter zittern auch die horizontal gehobenen Schwanzfedern. Das paarungswillige Weibchen fliegt nahe zum Männchen, mitunter auf denselben Baumstumpf, duckt sich flach nieder, hebt die Flügel schlaff an und den Schwanz auffordernd in die Horizontale. So starren sich die Partner – oft aus nächster Nähe – an. Das Männchen springt letztlich aus der „Bockshaltung“ direkt auf den Rücken des Weibchens (dabei oft noch eine Drehung um 180 Grad vollführend) und kopuliert unter langsamen Flügelschlag… [Theodor Mebs, Wolfgang Scherzinger: Die Eulen Europas. Biologie, Kennzeichen, Bestände. Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-07069-7, S. 261f., zitiert nach Wikipedia]

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