Müsstest schreiben, kannst aber nicht. Hörst immer wieder nach dem ersten Absatz auf und stehst rauchend an der Tür mit Blick auf das Regenwetter, das dir Gartenarbeit und Deichausflug verunmöglicht.
Das Gegrübel verweist auf den Grund des Trübsinns: Dein einziges Projekt ist nur deshalb noch nicht gescheitert, weil du dich seit bald acht Jahren weigerst, sein Scheitern anzuerkennen. Wie werden sie sich alle darüber kaputtlachen, die sich für nichts zu schade sind, solange es Aufstieg verspricht. Wie sie ihre Münder verziehen, sobald das Gespräch auf den Lichtwolf kommt, der einfach immer, immer weitergeht, ohne Plan, ohne Zweck, ohne Erfolg.
Du kannst einfach nicht aufhören, du kannst es nicht sein lassen, obschon du immer weniger an das Vieh glaubst, was ja auch völlig falsch wäre. Irgendwelche Hoffnungen oder Ziele damit verknüpfen, nur damit es ein hippes Quatschblatt wie jedes andere wird. Andererseits wiederum ist dem Lichtwolf das noch immer viel zu wenig anzumerken: seine strikte und völlige Hoffnungslosigkeit, seine Ablehnung und Verachtung der Zukunft und seine Unsterblichkeit in der Gegenwart. Wenn ihr kaum gelesen werdet, ist das kein Grund, das Schreiben aufzugeben, sondern es noch vehementer in der dadurch gewonnenen Freiheit zu verfolgen. Dass es egal ist, was ihr schreibt, hat eine niederdrückende und eine beflügelnde Lesart. Wäre es eine Überforderung, in diesem Geiste zu schreiben?
Für dich gewiss, lebst du doch in der Schizophrenie, als Autor auf Erwartungen scheißen zu müssen und als Herausgeber alles zu tun, um die Leserschaft zu vergrößern. Wie macht Michael Krüger das eigentlich?! (Der ist nicht so sozial behindert wie du!)
Dabei ist es ein ungeheuer erregender Gedanke, zu schreiben und zu schreiben, ohne dass es jemanden interessiert. Es wäre leichter, würde es mit dem Lichtwolf nicht um Geld und um Beiträger gehen, die eine Aufmerksamkeit verdient haben, für die du verantwortlich bist. Womöglich wandern auch deshalb immer mehr interessante Autoren in ihre eigenen Blogs ab.
Man darf keine Hoffnung haben, aber du wirst sie einfach nicht los, wie sich an Tagen wie dem heutigen zeigt. Ohne den Gedanken, die Arbeit könne sich lohnen, also genug Leser finden, damit du für die Arbeit wenigstens nicht ständig draufzahlen musst, ohne diesen Gedanken wäre es nicht so ermüdend. Es ist die Hoffnung auf ein kleines bisschen Erfolg, die die Erfahrung fortgesetzter Erfolglosigkeit so entmutigend macht, obschon diese Erfahrung dich früher erst beflügelt hat. Und es ist die gleiche Hoffnung, die dir jeden Elan raubt, weil es völlig gleichgültig ist, ob du hastig etwas zusammenschmierst und mit gerade angesagten Hashtags twitterst – oder ob du monatelang über einer Sache brütest: Außer Spesen ist nix und du musst noch mehr Brotjobs malochen, um die neue Fehlinvestition von Zeit und Geld auszugleichen.
Du musst wieder dahin kommen, wo dir der Satz „Es ist alles so sinnlos.“ Kraft verleiht, anstatt sie dir zu rauben!