Preisleistungsverhältnis

In Amazon-Rezensionen, diesem letzten Refugium der kritischen Öffentlichkeit, ist oft die Rede vom Preisleistungsverhältnis. Dem Wortgebrauch nach wird es als „gutes“ gelobt, wenn wer Schrott gekauft hat und überrascht war, das Zeug erst eine oder zwei Wochen später als gedacht in den Restmüll werfen zu müssen. Ein schlechtes Preisleistungsverhältnis kommt teuren Produkten dann zu, wenn der Käufer sich ärgert, nicht zur günstigeren Alternative gegriffen zu haben.

Das Wort selbst allerdings gehört zur selben Art von sprachlichem Unfug wie der Sonnenauf- oder -untergang. Es bezeichnet das Verhältnis von Preis zu Leistung, also:

Preis / Leistung

Möge der Preis in Euro anzugeben sein, so ist Leistung die Arbeit pro Zeit, also zum Beispiel pro Minute ein Gramm Wasser um ca. 14,3° C zu erwärmen oder ein Kilo ruhender Masse in einer Sekunden auf 1 m/s zu beschleunigen, was beides jeweils einem Watt entspräche.

Da die Physik keine guten oder schlechten Verhältnisse kennt, kann man nur dem Wortgebrauch nach vermuten, ein Preisleistungsverhältnis gelte dann als gutes, wenn man viel Leistung für wenig Geld bekommt. Das Verhältnis 1:1 scheint dabei ungünstig:

1.000 Euro / 1.000 Watt

Beim durchschnittlichen Strompreis von 30 Eurocent für eine Kilowattstunde (=1.000 Watt) ist es eher ein Preisleistungsverhältnis von 3:10.000, aber ob das schon ein gutes ist?

0,30 Euro / 1.000 Watt

Wenn das als gutes Preisleistungsverhältnis gilt, dann muss es also möglichst klein sein. Denn je größer die Leistung im Nenner und je kleiner der Preis im Zähler, desto winziger das Verhältnis. Wird aber ein „großes Preisleistungsverhältnis“ als gutes gelobt, meint der Lobende wohl eher das Leistungspreisverhältnis. Aber man versteht, worauf er hinauswill, wie man ja auch kapiert, dass es gar nicht die Sonne ist, die auf- und untergeht.

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