Der Mythos

Stichwortsammlung zum Mythos laut Wikipedia als Ausgangspunkt weiterer Ergründung:

Ein Mythos schafft Wissen durch Erzählung, nicht durch Erklärung. Er ist eine nicht in erster Linie vernünftige Erzählung, mit der Menschen und Kulturen ihr Welt- und Selbstverständnis zum Ausdruck bringen, zum Beispiel indem sie darin das Dasein der Menschen mit der Welt der Götter verknüpfen.

Mythen sind anthropologische Konstanten, also in den Erzählungen aller menschlichen Kulturen durch alle Zeiten hindurch vorzufinden. „Die Substanz des Mythos liegt weder im Stil noch in der Erzählweise oder der Syntax, sondern in der Geschichte, die darin erzählt wird.“ (Claude Lévi-Strauss: Die Struktur der Mythen. In: Günther Schiwy: Der französische Strukturalismus. Reinbek 1969, S. 136.)

Mit Johann Christoph Gottsched („Versuch einer critischen Dichtkunst vor die Deutschen“, 1730) lässt sich der Mythos als die einer Erzählung zugrundeliegende Sittenlehre bezeichnen. Mit Schelling ist der Mythos nichts menschgemachtes, sondern der Mensch vielmehr Teil des Mythos, während Mythen zugleich „Erzeugnisse der Substanz des Bewusstsein selbst“ sind („Prozess der Mythologie“, 1842)

Ein Mythos als sittliches Gesetz wird wie ein mathematisches Gesetz nicht erfunden, sondern entdeckt. Man sage nicht mit Sigmund Freud, Mythen seien Projektionen menschlicher Probleme und Erfahrungen; sie sind umgekehrt Introjektionen, die „Welt bilden“ und ähnlich wie die Archetypen Teil des kollektiven Gedächtnisses sind.

Ein Mythos ist von so hoher symbolischer Dichte, dass er als narrativer Nukleus über Jahrtausende hinweg in verschiedenen erzählenden Kleidern und Varianten wiederkehrt: „Mythen sind Geschichten von hochgradiger Beständigkeit ihres narrativen Kerns und ebenso ausgeprägter marginaler Variationsfähigkeit.“ (Hans Blumenberg, Arbeit am Mythos. Frankfurt 1979)

Die Zahl solcher narrativer Nuklei ist groß, aber endlich, sodass sich praktisch alle Erzählungen auf grundlegende Mythen und ihre Kombinationen oder Variationen zurückführen lassen. Umgekehrt lassen sich Mythen immer wieder neu erzählen.

 

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