Auch du.

Normalerweise unterschreibst du nix, schon gar nicht im Internet. Meistens fragt man dich ja eh nicht. Dann ist da noch die gesunde Abneigung gegen jegliche Rudelbildung.
Gegen eine Unterzeichnung des Ausrufes „Wir sind die Urheber!“ spricht der pathetische Ton der Erklärung, welcher die durchaus bedenkenswerte Anmerkung übertönt, der behauptete Interessensgegensatz von Urhebern und Verwertern sei ein scheinbarer. Du hast bei deiner neulichen Einlassung zum Urheberrechtsstreit noch darauf hingewiesen, den Künstlern seien 10 Prozent Umsatzbeteiligung lieber als die null Prozent, die alle gegenwärtigen internetbasierten Geschäftsmodelle ihnen für ihre Werke offerieren. Da du auch auf Verwerterseite unterwegs bist, kennst du den ganz unschnöden Dank, der von Urhebern nicht für die Euro, sondern für die Beteiligung an der „Finalisierung“ eines Werks ausgesprochen wird.

Gut, also der Aufruf ist ein wenig hysterisch, nicht ganz falsch. Nur hält dich die Aussicht vom Unterzeichnen ab, nicht nur mit manch geiler Sau gelistet zu sein, sondern dich auch mit diversen Vollhonks gemein zu machen.
Als die FAZ heute jedoch das fast schon zu erwartende meldete, nämlich dass „Anonymous“ die Unterzeichner mit ihrer Anschrift an den Internetpranger stellt – damit die geländegängigeren Horden der Digitalen was genau tun? – hast du doch deine Unterzeichnung eingereicht.
Dies zur Begründung.

(Leider ist die Warnung vor möglichen Mobfolgen, die der Unterzeichnung nun vorangeht, nicht minder pathetisch geraten: Es drohen „Kriminelle, die das Urheberrecht bekämpfen“ – da wird die Schwarmblödheit mal wieder ernster genommen, als sie es sich in ihren wildesten Herdenträumen zu wünschen wagte.)

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