Not convinced

Das umstrittene Atomprogramm des Iran ist ein so alter Hut, dass die Anfangsworte dieses Satzes schon fast geflügelte Worte in den Nachrichten sind. Alle paar Monate kocht das Thema hoch. Alle paar Monate heißt es seit 2005, der Iran sei nur noch wenige Monate von der Atombombe entfernt.
Gestern Abend sind Details des neuen IAEA-Prüfberichts durchgesickert, der die USA (deren Vorkriegsszenarien einem Computerspiel zu entstammen scheinen) und Israel (dessen blanke Nerven angesichts der instabilen Lage in Syrien und Ägypten verständlich sind) in ihrem Verdacht bestätigt, der Iran arbeite heimlich an einer Kernwaffe.

Du bleibst trotz der neuen Indizienlage skeptisch, ob die Iraner tatsächlich an der Atombombe arbeiten. 2005 hast du deine Zweifel in Lichtwolf Nr. 17 („Isfahan im Fadenkreuz“, S. 26-29) dargelegt und sie u.a. an diesem Zeitungsausschnitt festgemacht:

Titelseite der regierungsnahen Zeitung Kayhan vom 11. August 2005.
Titelseite der regierungsnahen Zeitung Kayhan vom 11. August 2005.

Der regierungsnahen Zeitung „Kayhan“ zufolge hat der geistliche Führer und das Staatsoberhaupt des Iran, Ayatollah Chamenei, kurz nach der Wiederaufnahme des Atomprogramms im August 2005 ein Rechtsgutachten (eine Fatwa) erlassen, demzufolge es unislamisch ist, Massenvernichtungswaffen herzustellen, zu lagern oder einzusetzen. Das ist nicht irgendeine Verlautbarung von irgendwem.
Angesichts der Überdrüssigkeit des Volkes mit ihrer klerikalen Führung nach den mit Mühe und Not unterdrückten Protesten gegen die Präsidenten“wahl“ 2009 einerseits und der Macht-Rivalität mit den Kräften um Ahmadi-Nezhad und die Revolutionsgarden andererseits wäre es nicht nur politischer Selbstmord, wenn Chamenei – der auch der eigentliche Oberbefehlshaber ist, denn Ahmadi-Nezhad hat als Präsident beim Atomprogramm gar nichts zu melden – seine geistliche Autorität preisgibt, indem er seine Fatwa von 2005 konsequent hintertreibt.

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