Mutmaßungen über Nahost

In zwei Wochen erscheint „Battlefield 3“, die jüngste Fortsetzung des – nunja: Schlachtfeld-Simulators. („Ego-Shooter“ wäre untertrieben.) Trailer halten ja selten, was sie versprechen. Aber selbst wenn der Hersteller „Electronic Arts“ alle Fehler wiederholt (Bugs, zu wenige Server, keine Bots, faschistoider Kopierschutz), die seine Kunden in den letzten Jahren zum Wahnsinn trieben, wird das Spiel ein Bestseller werden. Es ist noch gar nicht erschienen und schon wegen der Vorbestellungen bei der einbrüstigen Versandhändlerin auf Platz 1.
Die Hintergrundhandlung ist schnell erklärt: Das Spiel ist im Jahre 2014 an der irakischen Ostgrenze angesiedelt, welche die Amerikaner soeben gen Iran überschreiten. –

Vor zwei Wochen ist in den USA ein Mann mit US-amerikanischer und iranischer Staatsangehörigkeit festgenommen worden, der im Auftrag des Iran mithilfe eines mexikanischen Drogenkartells den saudischen Botschafter in Washington habe töten wollen. Republikaner wie Peter King sprechen betont von einem „Kriegsakt“ und fordern eine deutlichere Reaktion als die Verschärfung der ohnehin dichten Sanktionen.
Im Weißen Haus belässt man es traditionell nicht beim Computerspiel, schließlich füllt die anhaltende Wirtschaftskrise die Reihen der Streitkräfte mit Kanonenfutter auf. Und das will ja beschäftigt werden, wenn nun der Truppenabzug aus Afghanistan und Irak anläuft. Ist am Ende der einzige Unterschied zwischen Bush jr. und Obama der, dass der Friedensnobelpreisträger die Legitimation für seine Kriege sorgfältiger inszeniert? (Man komme dir nun nicht mit Antiamerikanismus! Was haben die USA in den letzten Jahren getan, um ihre 2003 vollends ruinierte Glaubwürdigkeit wiederherzustellen?)

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Ebenfalls heute die Meldung, dass der vor fünf Jahren entführte israelische Soldat Gilad Schalit von der Hamas freigelassen werden soll – im Austausch für 1.000 Palästinenser, die in Israel wegen versuchter Attentate zu lebenslanger Haft verurteilt sind. Natürlich denkt die Hamas da rein ökonomisch: Der hohe Symbolwert eines entführten Israeli treibt den Preis hoch. Wärest du allerdings einer der freigepressten Terroristen, würdest du dich bei deiner Führung schön bedanken, die dir damit zu verstehen gibt, dass du nur ein Promille von dem zählst, was ein Israeli wert ist.

Könnt ihr nicht alle einfach nur Battlefield spielen?

2 Gedanken zu „Mutmaßungen über Nahost“

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