Appelbäume kappen und Alp

Draußen taut es langsam, sehr langsam in der warmen Frühlingsluft. Die Gletscherzungen aus monatealten Schneewehen lecken noch immer in Weiher und Gräben hinein, das Gras schmatzt bei jedem Schritt vor Nässe, dein abgemagertes Iglu ist eingestürzt. Dafür scheint zwischendurch immer mal wieder die Sonne.
Du hast die Apfelbäume und Sträucher beschnitten. Dieses Mal zum Glück keine Alpträume deswegen gehabt.
Letztes Jahr schlug dir die Gartenarbeit mit der Teleskopsäge noch aufs Gemüt. In der Nacht träumtest du damals von einem Überfall der US-Kavallerie auf ein Indianerdorf, wo allen Kriegern die Unterbeine abgeschlagen worden waren, damit sie nie mehr ein Pferd besteigen können. Der Anblick der Indianerkrieger, die in ihrem niedergebrannten Dorf aufwachen und ihre verstümmelten Beine sehen – das war kein schöner Traum und ging ordentlich an die Nieren. Das hörte auch nicht auf, denn aus dem Fenster blicktest du ja auf die in den Himmel ragenden Stümpfe der Apfelbäume, die du beschnitten hast.
Inzwischen also „abgestumpft“.

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