Die größte Eselei

Scheißtag, womöglich der Anfang vom Ende des Lichtwolf. Was am allerschlimmsten daran ist: Es ist einzig deiner Dummheit zu verschulden. Vormittags hast du noch etwas Buchhaltung erledigt – zum Glück, denn schon mittags hast du dich bereits gefragt, wozu das noch gut sein soll.
Du hattest denen, die in deinem aktuellen Lichtwolf-Beitrag „Hirschgraben“ als Opfer und Gegner der klagefreudigen Zuschussverlage erwähnt werden, auch ein Exemplar der Nr. 27 zugeschickt. Vom Autorenhaus kam heute via Mail die Frage, woher du denn die brisante Information hättest, wonach die Deutsche Literaturgesellschaft ebenfalls zur Frankfurter Verlagsgruppe gehört.
Du gucktest schwitzend in deinen Notizen nach und fandest – nichts. Diese Verbindung, auf der dein Text überwiegend aufbaut, gibt es gar nicht. Du hast schnell eine Korrekturmeldung online gestellt, aber das nützt auch nichts mehr.

Wie zum Geier bist du nur darauf gekommen?! Da hast du einen mächtigen Bock geschossen! Wenn euch einer der erwähnten Verlage nun verklagen will, hätte er beste Chancen, und du hast dich ohnehin vollkommen lächerlich gemacht mit verkorksten Behauptungen, die ungeprüft in die gedruckte Ausgabe gehievt wurden.
Kopfschmerzen hast du schon, es wird die Mischung aus Scham, Alk und Ärger über dich selbst sein. Nachmittags hast du im Garten gearbeitet, um dich abzulenken, hat aber nix genützt. Der gute Kollege Helming schrieb dir eine besorgte E-Mail, was die Korrekturmeldung zu bedeuten hätte und ob etwa schon Anwälte drohen.
Noch nicht. Klar, die müssten ja erstmal einen Lichtwolf bestellen, um zu wissen, wofür sie euch verklagen können. Doch nicht diese Aussicht macht dich fertig. Es ist die Tatsache, dass du es verbockt hast, noch dazu dermaßen jämmerlich und dumm. Längst malst du dir das zweite erbärmliche Ende des Lichtwolf aus und wie viel Kohle dieses Mal im Klo verschwindet, ganz abgesehen davon, dass du anschließend keine Zeile mehr zu schreiben brauchst, denn die wenigen, die es noch interessieren könnte, werden sich dann auch lieber an zuverlässigere Autoren halten. Dieser saudumme Fehler hat dich auch für den Lektorenberuf als völlig ungeeignet erwiesen und du solltest dich einmal mehr fragen, was mit dir los ist. Warum kriegst du nichts richtig hin? Überfordert?
Du hast riesige Scheiße gebaut, so groß, dass du zunächst noch bang hofftest, das alles nur zu träumen. Aber es ist nunmal so und du hast nicht die geringste Ahnung, was du jetzt machen sollst. Du kannst den Verkauf nicht stoppen, woher soll denn auch das Geld fürs nächste Heft kommen!
Und die langfristigen Konsequenzen für den Ruf von Verlag und Lichtwolf? Nicht auszudenken. Nicht auszudenken. Was für eine Scheiße!

Vielleicht ist die jämmerliche Wahrheit auch die, dass gar nichts daraus folgen wird. Dass der Lichtwolf und was drin steht so wenige Leute interessiert, dass überhaupt niemand darauf reagieren wird.

Nachtrag:
Der Verlag stimmt dir darin zu, Kurs zu halten. Die Nr. 27 bleibt im Verkauf, nur sollst du den Artikel korrigieren. Du druckst Klebeetiketten aus, auf denen auf den Fehler hingewiesen und der Irrtum klargestellt wird. Nun klebst du in jedes einzelne Heft ein Etikett; verdiente Strafarbeit.

Ach so: Du hast tatsächlich im Lotto gewonnen! Drei Richtige, 9 Euro! Yeah! (Und du dachtest noch beim Ausfüllen des Scheins: Das wäre jetzt der Witz, ausgerechnet in diesem selbstverschuldeten Trübsinn Millionen von Euro zu gewinnen!)

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